Sturmflut 1872 - Audioguide Fehmarn

Shownotes

In der Nacht vom 12. auf den 13. November 1872 überflutete eine verheerende Sturmflut ungefähr ein Viertel der Insel. Nicht nur an Land, auch auf dem Wasser zerstört die Gewalt der Natur alles was sich ihr in den Weg stellte. Menschen und Tiere ertranken unvorbereitet in den Wassermassen. Eine der größten Katastrophen der Insel ebnete den Weg für den heutigen Deichschutz von Fehmarn.

Der Audioguide Fehmarn ist ein Angebot vom Tourismus-Service Fehmarn. Über 30 Hörstationen machen die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Insel Fehmarn zu einem hörbaren Erlebnis. Die Audioguide-Stationen sind vor Ort ausgeschildert und können online angehört werden.

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Redaktion: Tourismus-Service Fehmarn Text & Stimme: Claudia Maschner Schnitt & Ton: Moritz Raestrup

Transkript anzeigen

00:00:02: Es ist die größte bisher dokumentierte Katastrophe an der westlichen Ostsee.

00:00:06: In der Nacht vom Zwölften auf den dreizehnten November, eighteenhundertzweiundsebzig, zerstört eine verheerende Sturmflut, Deiche, Häuser, Scheunen und hunderte Schiffe.

00:00:17: Mehrere hundert Menschen sterben, etwa zehntausend Nutztiere ertrinken in den Wassermassen.

00:00:24: Viele Menschen werden im Schlaf von der Katastrophe überrascht.

00:00:27: Der Fehmeraner Landwirt und Sachverständige Klaus Dieter Blank hat sich mit den historischen Ereignissen befasst.

00:00:34: Man war unvorbereitet.

00:00:35: Es gab noch keine Wettervorhersage.

00:00:37: Die Leute haben sich sicher geführt, weil Tage vorher Niedrigwasser war, durch den Weststurm.

00:00:43: Dadurch, dass der West-Orkan sehr schnell auf ein Ost-Orkan umschwenkte, kam das Wasser an der Hermitrasener Geschwindigkeit.

00:00:51: Wenn ein Deich bricht, geht's sehr schnell.

00:00:53: Wenn das Vorland langsam geflutet wird, hat man mehr Zeit.

00:00:57: Auf Fehmarn brechen die damals bestehenden und die zwei im baubefindlichen Deiche im Norden und Westen der Insel.

00:01:04: Die Wassermassen überfluten ein Viertel der Inselfläche.

00:01:08: Bis nach Dänchendorf und Petersdorf dringt die Ostsee.

00:01:12: Insgesamt werden elf Ortschaften von den Fluten überschwemmt.

00:01:17: An einigen Häusern und historischen Gebäuden auf Fehmarn weisen heute Gedenktafeln auf die unglaubliche Höhe des Wassers hin.

00:01:25: Bis zu zwei Meter, über dem gewöhnlichen Wasserstand heißt es nach den damaligen Berechnungen.

00:01:32: Wie sich die Katastrophe entwickelt hat, weiß man heute ziemlich genau.

00:01:38: Es beginnt schon Anfang November, mit einem frischen Wind aus Südwesten, der das Binnenmeer der Ostsee über viele Tage in Richtung Baltikum und Finnland drückt.

00:01:49: Deshalb liegt der Wasserspiegel eine Woche vor der Katastrophe etwa einen Meter unter dem mittleren durchschnittlichen Wasserstand.

00:01:57: Ähnlich einer Sogwirkung strömen aus dem Kattegatt der Verbindung zur offenen Nordsee große Wassermengen in die Ostsee.

00:02:06: Dann herrscht am zehnten November, eighteenhundertzehnhundersiebzig Windstille.

00:02:12: Aber die Ostsee ist randvoll mit Wasser und so tritt ein regelrechter Badewanneffekt ein.

00:02:18: Das Wasser schwappt zurück.

00:02:20: Dazu dreht, zunächst langsam, der Wind.

00:02:24: Und es entwickelt sich einen Orkan, der aus Nordosten kommt und zwei Tage lang wüten wird.

00:02:29: Dieser Sturm treibt die Wassermassen jetzt über etwa ein tausend Kilometer zusätzlich voran und verstärkt damit das gigantische Rückschwappen der Ostsee zurück nach Westen.

00:02:41: Am dreizehnten November hat der Nordostwind Orkanstärke elf erreicht.

00:02:46: Er bringt eisige Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt mit Schnee, Schneeregen und Hagelschauern.

00:02:53: Die Wellen haben eine Höhe von fünf Metern.

00:02:55: Einige Brecher sind bis zu sieben Meter hoch.

00:02:59: Schiffe und Boote auf See und auch in den Häfen haben keine Chance.

00:03:03: Mehr als sechshundertfünfzig Schiffe werden zerstört.

00:03:07: Mindestens zweihundertseinundsebzig Menschen sterben in dieser Sturmnacht an der Ostsee.

00:03:14: Die Nachrichten über die Ausmaße der Katastrophe gehen damals durch ganz Europa und lösen sehr viel Hilfsbereitschaft aus.

00:03:22: Im gerade gegründeten deutschen Kaiserreich läuft der bräussische Verwaltungsapparat sofort an, um gewaltige Deichbau- und Küstenschutzmaßnahmen in Angriff zu nehmen.

00:03:33: Schon wenige Wochen nach der Zerstörung sind Ingenieure vor Ort, um die Schwachstellen zu finden, um Deiche und Schleusen an der deutschen Ostseeküste zu planen.

00:03:43: Das Geld dafür ist im März des nächsten Jahres zur Verfügung gestellt worden und die Regionen, die sich sehr schnell entschlossen haben, für die Zukunft Deich-Anlagen und Schleusen zu errichten, sind sehr, sehr schnell in die Umsetzung gekommen.

00:03:56: Das ist eine unglaubliche technische und organisatorische Leistung gewesen.

00:04:01: In den betroffenen Gemeinden werden sogenannte Deich- und Zielverbände gegründet, damit die Arbeiten beginnen können.

00:04:08: Auf Fehmarn können zwei große Deichprojekte an der Nord- und Westküste schon im Jahr eighteenhundertvier und siebzig fertiggestellt werden.

00:04:17: Nach der Katastrophe sind auf Fehmarn dutzende Familien obdachlos.

00:04:22: Brunnen und Felder sind mit Salzwasser gefüllt, Fischer haben ihre Boote verloren.

00:04:27: Aber der preußische Staat handelt auch hier schnell.

00:04:31: Ende November ist bereits der Deutsche Hilfsverein für Notleidende an der Ostseeküste gegründet.

00:04:37: Der Verein soll die Gelder verteilen.

00:04:39: Er sorgt für Lebensmittel, Brennmaterial, Kleidung und Möbel.

00:04:44: Unverzüglich bekommen Fischer und Handwerker Geld für neue Boote, Fanggeräte und Werkzeug, damit sie wieder arbeiten können.

00:04:52: Alle Schäden werden vom Staat voll ersetzt.

00:04:55: Und schon nach einem halben Jahr ist alles abgewickelt.

00:04:58: Der Hilfsverein kann seine Arbeit beenden.

00:05:02: Mehr als einhundertfünfzig Jahre sind seit der Katastrophe in der Nacht vom Zwölften auf den dreizehnten November, eighteenhundertzehntzeigundsiebzig vergangen.

00:05:11: Die Erkenntnisse, die durch Aufzeichnungen und Messungen gewonnen wurden, bilden noch immer die Grundlage für unseren staatlichen Küstenschutz.

00:05:19: Denn ähnliche Wetterlagen gibt es immer wieder, zum Teil auch mit großen Zerstörungen wie etwa im Jahr zweitausendtreiundzwanzig.

00:05:27: Die bestehenden Schutzanlagen werden deshalb regelmäßig kontrolliert, die Deiche immer wieder verstärkt.

00:05:34: Auch der steigende Meeresspiegel und immer häufiger auftretende extreme Wetterlagen tragen dazu bei, dass diese Aufgaben nie enden werden, wenn wir das Land vor dem Wasser schützen wollen.

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